Mainz, Phoenixhalle

Bericht von thomas hageleit
Konzert am 21. Januar 2007 in Mainz (Phoenixhalle)
Veranstaltung: Ein neuer Tag - Frühjahrstour
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Das erste Konzert der Ein neuer Tag-Tour für mich. Und es war vorher nichts durchgedrungen, welche kleinen Überraschungen sich die Julis ausgedacht haben, so dass es bis zuletzt spannend blieb.

Über den Konzertbeginn herrschte überall Verwirrung wie mir schien, ich war nicht der einzige, der mit der Vorband um 20 Uhr gerechnet hatte und mit Juli um 21 Uhr – selbst Journalisten erhielten vom Veranstalter im Vorfeld die Information, dass Juli ab 21 Uhr spielen, und verpassten eine ganze handvoll Lieder – und waren entsprechend unglücklich. Ähnliche Erfahrungen mit diesem Veranstalter sind mir auch im Zusammenhang mit anderen Bands zu Ohren gekommen – hoffentlich wird dies Bands nicht davon abhalten, trotzdem nach Mainz zu kommen, bzw. hoffentlich nimmt sich der Veranstalter den sicherlich heute eintreffenden Ärger der Journalisten zu Herzen und überdenkt sein Service-Konzept. Es ist mir klar: so etwas zu Organisieren ist ein Heidenaufwand und am Ende muss alles klappen, und wo gearbeitet wird, passieren auch mal Fehler. Allerdings verschwindet mein Verständis, wenn die Besucher wie Vieh und die Presse wie Bittsteller behandelt werden.

Die Phönixhalle war also ausverkauft, die handvoll Parkplätze, die zur Verfügung stehen, waren ruckzuck belegt und die Straßen um die Phönixhalle zugeparkt und bestaut mit suchenden Fremden. Drinnen sammelten sich die Massen und drängten nach vorne. Das Licht ging gegen 19.15 Uhr aus, die Vorgruppe „Neil Hickethier“ kam auf die Bühne und legte los.

Nun war mir im Vorfeld nicht ganz klar, wie man diesen Namen ausspricht. Bei sämtlichen versuchen, das irgendwie englischsprachig auszusprechen, brach ich mir entweder die Zunge oder fiel ganz einfach um. Es war viel leichter: Man sprach es deutsch aus: „Nil Hicketier“, also war meine Eselsbrücke, wie ich mir den Namen merken wollte „Nils Schluckauftier“ schon ganz richtig.

Zu meiner Überraschung war die Musik deutschsprachig, was ich aufgrund meiner Namens-Aussprache-Tiraden gar nicht in Erwägung gezogen hatte, und sehr angenehm zu hören – was bei Vorbands für mich normalerweise nicht üblich ist. Mir war leider der Gesang einen Tick zu leise, bzw zu undeutlich, so dass ich nicht so recht verstanden habe, worum es ging. Die Musik schmeichelt dem Ohr, die Stimme klingt toll und den Leuten gefiel es sichtlich und hörbar. Das ist – finde ich – immer eine schöne Situation, wenn sich die Vorband nicht nur als fehlplatziert empfindet, sondern tatsächlich auch Zustimmung erfährt.

Als Juli auf die Bühne kamen begann also das Neue.

Große, weiße, gebogene Stellwände auf der Hinterseite der Bühne, links und rechts drei „Stehlampen“, eine Konstruktion, die aus zwei Bühnenlampen und einem Leuchtschirm besteht, jede Menge Lampen über der Bühne und hinter bzw. über den Stellwänden eine Leinwand, auf die hin und wieder Projektionen … äh… ja… projiziert wurden.

Der „Ablauf“ des Konzertes war sehr harmonisch, wir wurden angepeitscht und runtergebracht, in einem Wellenbad der Emotionen. Die Bühne wurde von den Scheinwerfern in Farben getaucht, das Licht spielte sich aber nie in den Vordergrund, sondern immer einen Schritt hinter der Musik, es stellte sich hinter die Band.

Es ist mir ein Rätsel (ich hoffe, ich kann es noch lösen), wie die großen Bälle es am Ende des Liedes, bei dem sie ausgegeben wurden, wieder wie von selbst zum Bühnenrand schafften, um eingesammelt zu werden. Es muss vor dem Konzert eine Absprache mit dem Publikum gegeben haben, als ich gerade zur Toilette war, es wirkte durchchoreographiert, ich habe es nicht verstanden.

Der Sound war ganz hervorragend, mir schien nichts auszubrechen. Insgesamt zu laut – das verstehe ich genauso wenig wie die Kneipen, die die Musik so laut machen, dass man seinem Sitznachbarn ins Ohr schreien muss – aber mit Ohrenstöpseln dann ganz angenehm. Lediglich die Stimme neigte an manchen lauten Stellen zu Verzerrungen, was möglicherweise im Laufe der Tour auch nicht mehr vorkommen wird.

Es war das komplette-Juli-Erlebnis: Ich sah Marcel während des Konzertes (das kommt komischerweise sehr selten vor, weil an den Stellen, wo ich stehe, meistens ein doppelt so großer Mensch mit seinen ebenso großen Freunden vor mir steht, und wenn ich woanders hingehe, wieder vor mich kommen). Ich übertreibe… Außerdem schob Dedis Bass und war klar verständlich, ein wirklich angenehmer Punkt der Julimusik, wenn man sich ihm widmet. Die Gitarren waren deutlich auszumachen und der Gesang war so klar, wie ich das von Konzerten anderer Bands nicht immer kenne.

Inzwischen dank des zweiten Albums in der Lage, nicht mehr alle Lieder spielen zu müssen, war die Setlist des Abends sehr rund und bot einen Knaller-Knüller nach dem anderen. Natürlich stand am Ende des Konzerts „Ein Gruß“ – was zwar vorhersehbar war, aber deswegen nicht schlecht, im Gegenteil: Es ist das perfekte Finale. Als ich das Lied zum allerersten Mal hörte, war mir sofort klar, dass der Gesang gegen Ende „Niiiieeee wieeeder looooos“ ganz klar vom Publikum gesungen werden wird, noch lange über das Ende des Konzertes hinaus. Dass das bei den Geheimkonzerten so nicht klappte, führte ich auf die kleine Menschenmenge zurück, aber selbst hier in Mainz, mit geschätzten 5000 Besuchern klappte es nicht, obwohl ich den Eindruck hatte, Eva versuchte das Publikum da hin zu führen. Vermutlich muss hier noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden seitens der Fanseitenbetreiber. Packen wir es an.

Von den Projektionen sind mir beim ersten schauen noch die von November im Sinn geblieben, „wir ziehn unsere Kreise, auf unserer Reise“ würde ich als Überschrift dieser Animation sehen. Wirklich sehr sehr schön umgesetzt, und bei „wenn du mich lässt“, das ich live sehr intensiv erlebt habe, sieht man ein Leuchtfeuer, das kreist.

Es kam während der Zeit, die ich noch auf dem Gelände war, da ich mich noch mit anderen Besuchern unterhielt – ca. 1/2 Stunde nach dem Konzert – keiner der Julis mehr raus, wohl allerdings später, wie ich gerade mitgeteilt bekomme.

Ein neuer Tageine neue Tour.

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