Fulda, Esperantohalle

Bericht von Kristian Scharf
Konzert am 2. Februar 2007 in Fulda (Esperantohalle)
Veranstaltung: Ein neuer Tag - Frühjahrstour
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Mein zweites Juli-Live-Erlebnis. Schon seit Monaten fieberte ich dem Konzert der Band aus meiner Nachbar-Stadt mit großen Erwartungen entgegen.

Leider (für mich, der ich schon im Oktober meine Eintrittskarte erstanden habe) wurde seitens des Veranstalters wegen der großen Nachfrage in die große, aber vergleichsweise trostlose Esperantohalle ausgewichen. Zwei Bierzapfstellen, der Merchandise-Stand und die Bühne wirkten darin zunächst etwas verloren. Nachdem die Band von Neil Hickethier ihren furiosen Auftritt startete, war die Halle aber knacke-voll. Ich schätze mal so ca. 2500 Besucher waren da und es hätten keine weiteren 500 mehr reingepasst.

Neil und seine Band spielten schnelle und laute Rockmusik (naja, beim letzten Stück wirkten die Gitarren dann doch etwas schräg) mit deutschen Texten und taten alles, um die Menge anzupeitschen. Auch wenn die Resonanz aus dem Publikum meiner Meinung nach etwas dürftig war, ließen die sechs (oder mehr???) Jungs nicht locker und gaben sich am Schluss begeistert von ihrem letzten Auftritt als Juli-Support auf der Ein-Neuer-Tag-Tour. Wie mir der Gitarrist (der der ständig Jonas vorab mit auf die Bühne holen wollte) nach dem Ende des Juli-Auftritts erzählte, war wohl das Publikum am Vorabend in Dresden vergleichsweise reserviert gewesen.

In der Pause verließ ich meinen Platz schräg rechts vor der Bühne um nochmal ´nen Becher Magengeschwür-Bräu aus der Eifel nachzulegen. Weil um mich herum die Stimmung recht verhalten blieb (von artigem Anerkennungsapplaus abgesehen) hoffte ich noch auf einen Platz frontal vor der Bühne mit etwas aktiverem Umfeld.

5 Meter vor dem Mischpult ging jedoch nichts mehr, sanftes Drängeln wurde fortan mit mehr oder weniger energischem Körpereinsatz abgewehrt. Also gut, freie Sicht zur Bühne hatte ich und wenn Juli erst mal spielen und die Menge tobt, kann man sich ja vielleicht noch ein wenig nach vorne arbeiten.

Der Umbau des Bühnenbilds war etwa zeitgleich mit der Leerung meines Bechers beendet und mit Erlöschen der Beleuchtung wurden Marcell, Dedi, Simon, Jonas und schließlich Eva mit frenetischem Beifall von der Menge empfangen (naja, vielleicht nicht ganz so wie bei ´nem Tokio-Hotel-Konzert).

Der Ablauf entsprach weitgehend den voran gegangenen Konzerten der Tour und braucht deswegen nicht weiter beschrieben zu werden. Ich fand den Auftritt der Julis und die gesamte Performance (einschließlich der Luftballons) einfach Spitze!!! Die Band macht einen frischen und topfitten Eindruck und Eva stürmte über die Bühne, dass man meinen könnte, sie trainiert für die Europameisterschaft im Leichtathletik-Zehnkampf. Sie sah einfach umwerfend aus, komplett in schwarz und mit Prinzessinnen-Haarschmuck (ehrlich, sah ein bisschen aus wie ´ne Krone!) und ihre Bluse hatte sie gerade soweit zugeknöpft, dass man(n) den Mund wieder zu gekriegt hat B-) Tierisch gut und echt schlagfertig fand ich, wie sie beim Fotografieren des Publikums nach dem kleinen Patzer von wegen „Schuh rumdrehen“ die Kurve gekriegt hat, so dass nachher noch „ein Spieß draus wurde“ (jaja, so ist das nun mal mit dem St. Nimmerleins-Prinzip, das ist ja auch am St.Florians-Tag noch aktuell).

Die Lieder von „Ein Neuer Tag“, die ich zum ersten Mal live gehört habe, wurden klasse performt und ich bin gespannt, wie sich das eine oder andere noch weiter entwickeln wird. Am eindruckvollsten fand ich „Das Gute Gefühl“ oder auch „Wenn Du Mich Lässt“ mit Jonas´ lautem Gitarrenriff am Ende. Und auch die Klassiker wie „November“ und „Geile Zeit“ kamen immer noch genauso gut rüber wie zuletzt.

War gar nicht so einfach, beim Springen immer im Rhythmus zu bleiben, wenn um einen herum mindestens vier Leute auf einem Quadratmeter stehen. Und damit zu den anderen Akteuren des Abends, nämlich dem Publikum (naja, also dem außerhalb der ersten 20 Reihen, wie Eva feststellte). Es fällt mir jetzt etwas schwer, nicht beleidigend zu werden, aaaaaber folgende Fragen stellen sich mir:
1. Ein großer Teil schienen mir keine „richtigen“ Juli-Fans zu sein, sondern begleitete seine Partner und Freunde. Wohl deswegen waren zu viele Leute da, die viele Lieder nicht oder kaum kannten. Was ist denn das für eine Vorbereitung???
2. Hatten die, die zu mehreren aufs Konzert gekommen sind, denn Angst, sich voreinander zu blamieren, wenn sie etwas mehr mittun als klatschen und winken???
3. Ist ein Juli-Konzert wirklich der richtige Anlass, um sich mit seinen neuen Stiefeln mit 5+x cm hohen Pfennigabsätzen und ebenso langen Spitzen in der Öffentlichkeit zu präsentieren???

Auf jeden Fall war es für jemanden, der Juli auf dem Soundgarden-Festival in Friedberg hat spielen sehen, sehr enttäuschend, wie wenig Zuschauer mit der Stimmung auf der Bühne und in den vordersten Reihen mitgingen und sich eher so verhielten, als würden sie sich zu Hause im Wohnzimmer gerade ´ne Juli-DVD anglotzen. Im Umkreis von 5 Metern hat sich jedenfalls keiner zum mitspringen animiert gefühlt. Der Gipfel war dann zum Schluss der Kommentar „Ja, nicht schlecht!“ von schräg hinter mir. Dabei war eben zuvor Evas Versuch gescheitert, die Leute zum Abschluss des Konzerts zum Weitersingen von „nie wieder los, …“ zu animieren, was zu viele aber wiederum mit artigem, aber in diesem Fall völlig kontra-produktivem Applaus unterbrachen und Eva sich sichtlich enttäuscht zu Simon und Jonas rüberdrehte. Wie gesagt, schlechte Vorbereitung seitens der Zuschauer halt ;-)

Weil ein Konzert halt nur dann maximalen Spass bereitet, wenn möglichst viele mitmachen, sollten die Julis vielleicht die Setlist mal ein bisschen umstellen, weil ich glaube, dass für die nicht eingefleischte Juli-Fans halt „Dieses Leben“ der Höhepunkt des Abends ist. Deswegen sollte man das vielleicht nicht zu Beginn, sondern erst nach der kurzen Unterbrechung zusammen mit der „Perfekten Welle“ aufspielen und stattdessen mit „Wer Von Euch“ oder dem live wahnsinnig guten „Sterne“ beginnen. Und ein Alt-Turnschuh-Verleih neben der Garderobe wäre vielleicht auch nicht schlecht, um den einen oder anderen zum mitmachen zu bewegen ;-)

Jetzt nach dem Konzert freue ich mich jedenfalls toooootal auf das Schiffenberg-Festival im Mai, wo die Julis dann ein echtes Heimspiel haben. Vielleicht kommt da ja jemand bei der Erwähnung von Badesalz sofort aufs Thema „Sanfte Geburt“ und anschließend springen alle bei „Warum“ im Takt.

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