Gießen, Freilichtbühne Schiffenberg

Bericht von thomas hageleit
Konzert am 18. Mai 2007 in Gießen (Freilichtbühne Schiffenberg)
Veranstaltung: Ein neuer Tag - Frühjahrstour
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Das erste Heimspiel der Julis seit 3 Jahren… und für mich schließt sich hier auch ein (kleiner) Kreis, denn es ist das erste Konzert der Julis in Gießen, nachdem ich sie das allererste Mal live gesehen habe beim Stadtfest 2004 und danach sicher war, dass ich vollkommen richtig liege, diese Seiten zu betreiben.

Die Rufe nach einem Heimspiel waren laut in den letzten Jahren. Und es lag nicht an den Julis, dass es bisher noch nicht stattfand. Die Julis boten sogar an, beim Stadtfest zu spielen, und zusätzliche Sicherheitskräfte zu organisieren, die die Massen von Menschen in die richtigen Bahnen lenken. Allerdings – und diese Entscheidung muss man verstehen – wie groß wäre das Geschrei gewesen, wenn in den Massen jemand (man mag sich das gar nicht vorstellen) zerquetscht worden wäre…

Nun konnte die Stadt Gießen also zeigen, was sie drauf hat, ihre eigenen Helden hier zu feiern. …und tat es nicht.

Nein, das stimmt nicht. Es war ein wirklich sehr sehr schönes Konzert, das Publikum erlebte einen wunderschönen, trockenen, sternenklaren, lauwarmen Frühsommerabend, das Konzert war ausverkauft, die Stimmung sehr gut. Warum ich hier nur einen Elativ und keinen Superlativ verwende? Ich hatte sehr stark den Eindruck, dass vorne zwar sehr gut gefeiert wurde, aber schon recht schnell Richtung Mitte oder gar hinten die Leute in einer Erwartungshaltung da standen… „Jetzt macht doch mal, ihr Großen… Zeigt uns mal, wie dankbar ihr uns Gießenern seid“. Was mich ehrlich gesagt eher stutzig machte. Die Stimmung war prima, keine Frage, ich hatte nur mit deutlich mehr Euphorie gerechnet.

Das zweite Manko – allerdings auch schon das letzte dieses Abends – war der Antransport der Fans. Ich berichte hier nicht vom Hörensagen, sondern aus erster Hand: Wenn man Busse angeblich im 5-Minuten-Takt schicken will, ist es schon ärgerlich, wenn dann 15 Minuten lang gar keiner kommt. Wenn dann die wenigen Busse, die doch kommen, so voll sind, dass die Fahrer vorbei fahren (müssen), fühlt man sich schon etwas seltsam, um nicht zu sagen: verarscht. Hier muss die Stadt Gießen noch üben, mit solchen Massen fertig zu werden, sollten die Julis mal wieder Zuhause spielen. Positiv formuliert hieße das: „Es gibt noch Raum für Verbesserungen.“

Die Alternativen waren: zu der Haltestelle zu laufen, wo man anscheinend reingelassen wird (wo auch immer die war), oder zum Schiffenberg laufen. Das freundliche Eingeborenenpaar erklärte auch ziemlich genau den Weg und wie lang es dauern wird: „20 Minuten“ (sie), „so schnell wie sie jungen Leute laufen 45 Minuten“ (er). Würde gerade reichen für die erste Vorband.

Der Fußmarsch war gerade gegen Ende zwar anstrengend, weil steil, aber wirklich schön, weil im Wald, gutes Wetter, wie ein Trimm-Dich-Pfad.

Und nun kommen die ganzen guten Seiten: Die Getränke schienen mir preislich nicht überteuert. Da hat man schon deutlich schlimmeres gesehen. Ich bin durch einen Seiteneingang reingekommen, an dem niemand stand. Nun war ich also drinnen, hatte aber noch keine abgerissene Karte. Da ich sowas überhaupt nicht mag, bin ich zum Haupteingang, um das abreißen zu lassen, was man weder verstand, noch in die übliche Prozedur passte, da musste erst ein höheres Tier befragt werden.

Nun also, mit reinem Gewissen und der ersten verpassten Vorband, da diese gegen 20 Uhr bereits fast zuende war, und nicht, wie in der Presse-Erklärung angekündigt: begann, erfreute ich mich an Virginia Jetzt, die – wie ich fand – auch im Publikum viele Freunde zu haben schienen.

Und als die Julis die Bühne betraten, war es bereits dunkel, es begann das übliche Brummen und ziemlich rasch erschienen auf der dunklen Bühne die Fünf, die aus Gießen ganz Deutschland und das angrenzende Europa unsicher gemacht hatten, und nun endlich zurück kamen, um der Stadt, in der sie angefangen hatten, und von wo aus sie bisher immer gearbeitet haben, ihre Aufwartung zu machen.

Laut Eva bestand das halbe Publikum aus Freunden, Familie, Nachbarn und Verwandten. Sicher ein komisches Gefühl für die Julis, besonders streng beäugt zu werden von Leuten, die einem aus dem Leben vor „Juli“ kennen. Sie erzählte auch die Geschichte, dass sie früher, als die Ärzte in Gießen spielten – ebenfalls auf dem Schiffenberg – im Catering arbeitete und Farin Urlaub die Brötchen schmierte. Und sich sicher war, das will sie auch mal machen. Und schwupps: es hat geklappt… (es war sicher deutlich anstrengender als „schwupps“)

Die Setlist des Abends war denjenigen, die auf einem Ein-Neuer-Tag-Tour-Konzert waren, schon bekannt. Sie bot wie immer eine schöne Mischung aus Liedern des neuen Albums und ihres Erstlings „Es ist Juli“, die den gesamten Abend über einen tollen Bogen spannte.

Der aufmerksame Zuschauer erblickte auch Kameras, so dass man hoffen darf, dass dieses Konzert oder Teile daraus auch auf der Live-DVD zu sehen sein werden – eine schöne Geste der Julis, ihr Heimspiel auf „Band“ zu bannen.

Der Wind machte den diesmal 6 (statt sonst nur 2) Alu-Schnipsel-Kanonen (gibt es hierfür eigentlich einen Fachbegriff?) und den Riesenbällen eine klare Ansage: Zurück zur Bühne und schnell nach rechts (bzw. wie Eva sagen würde: „Stage left“, also von der Bühne aus gesehen links). Es war ein wunderschönes Bild: die Sterne, diese herrliche Klosterkulisse, und ein Glitzermeer zu beginn des zweiten Refrains bei „Ein neuer Tag“.

Nach dem Konzert trafen sich die Forumsmitglieder für ein Gruppenfoto. So viele waren noch nie auf einem Haufen – etwa 30 Personen – und zogen dann ab ins Gießener Nachtleben.

Ein ganz besonderes Highlight des Abends war vor dem Konzert die Übergabe eines Banners, das einige Mitglieder des Juli-Forums zu Beginn der „Ein-Neuer-Tag-Tour“ erstellt hatten und mit hohem Aufwand zu verschiedenen Konzerten verfrachtet haben, so dass es – die Einwilligung des Veranstalters vorausgesetzt – auf möglichst vielen Konzerten in der ersten Reihe entrollt werden konnte.

Ich ließ den Abend auf einer wunderschönen Feier mit Freunden ausklingen und lag kurz nach 5 sehr tot, aber sehr glücklich im Bett.

Tage wie dieser sollten nie zuende gehn…

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