München, Muffathalle

Bericht von Juliane Maget
Konzert am 22. November 2010 in München (Muffathalle)
Veranstaltung: Tour 2010
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„Das ist ein Konzert und keine Tanzveranstaltung!“

Solche Sätze werden einem tatsächlich zugeraunt, wenn man auf die Idee kommt, sich auf einem Konzert bewegen zu wollen. Aber von vorne.

Zweieinhalb Jahre musste ich warten, aber dann kam der Tag, auf den ich so lange hingefiebert hatte, plötzlich doch ganz schnell. Mitten im November sollte es wieder JULI sein. Voller Vorfreude stieg ich also am Vormittag in den Zug nach München und schon dort vernahm ich die Stimme, die mir sagt „heute wird ein guter Tag“ – zugegeben, es war keine Stimme, sondern nur die Druckerschwärze, aber die verriet mir, dass auf Audiokanal 2 unter anderem „Elektrisches Gefühl“ laufen sollte. Wenn das mal kein gutes Vorzeichen ist. Ein schlechtes Vorzeichen gab es allerdings auch: Schnee! Gott sei Dank wurde es weniger, je näher ich der bayerischen Grenze kam und er war ganz weg, als ich in München ausstieg. Kalt war es allerdings immernoch tierisch und es stiegen schon leichte Zweifel in mir hoch, ob meine Tagesplanung dem Wetter wirklich so ideal angepasst war. Aber wenn man so lange gewartet hat, sind Temperaturen das letzte, was einen abhalten können, und so machte ich mich nach einem kleinen Familientreffen auf zur Muffathalle. Dort angekommen sag ich selbst um 16.30 schon drei Leute vor dem Eingang stehen, womit sich meine Frage „was mache ich hier eigentlich, bin ich total bekloppt?“ auch erledigt hatte. Nach einem kurzen Spaziergang um die Halle und zu Truck und Bus positionierte ich mich auch vor der Eingangstür und begann meine zweieinhalbstündige Wartezeit so, wie der Tag begonnen hatte – frierend.

Dass sich der Hinterausgang in unmittelbarer Nähe zum offiziellen Eingang befand, erwies sich als überaus nützlich – so ließ sich Marcel schon blicken, der sich auf dem Weg zum Bus noch schnell ein Brot genehmigte, und auch Jonas kam das ein oder andere Mal nach draußen um zu rauchen. Überraschenderweise schien sie aber niemand zu erkennen. Auch Tex lief, mit Gesprächspartner und Gitarre ausgestattet, fröhlich in die Halle, aus der schon bald darauf die ersten Klänge des Soundchecks zu vernehmen waren. Gegen 18Uhr wurden es dann auch immer mehr, die auf Einlass warteten, doch übersichtlich blieb es eigentlich bis zum Schluss. Die Security wies uns immer wieder freundlich darauf hin, dass sie noch geschlossen hätten und ließen uns nicht mal in den wärmeren Vorraum oder das sich dort befindende Café. So hieß es weiter in der Kälte stehen. Zum Glück überlegten sie es sich etwa eine viertel Stunde vor Einlass aber doch noch anders und wir durften wenigstens die erste Tür schon passieren. Zu dieser Zeit kam auch endlich meine Begleitung Chrissie, die mir dankenswerter Weise auch noch eine heiße Schokolade mitgebracht hatte, so dass ich mich wenigstens von innen ein wenig aufwärmen konnte. Da auch wir uns schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatten, verging auch die restliche Wartezeit fast wie im Flug. Doch auch, als es 19Uhr war und der Einlass eigentlich beginnen sollte, durften wir noch nicht in die Halle. Nur einer musste nicht warten – Simon, begleitet von Holger, lief mitten durch die Wartenden zum Haupteingang hinein. War ich zu baff um etwas zu sagen, schienen die anderen nicht mal zu wissen, wer da gerade an ihnen vorbeigelaufen kam – ein trauriges Schicksal…
Irgendwann durften wir dann aber doch in die Halle, aber nur unter der Voraussetzung, nicht zu rennen. Gott sei Dank ist mein Lauftempo auch ohne Rennen sehr schnell und so konnte ich schon Plätze mittig in der ersten Reihe sichern, während Chrissie noch Jacken und Tasche an die Garderobe brachte.
Als erstes stand nun ein Gang zur Toilette an. Während uns dort vor fünfeinhalb Jahren noch Eva entgegenkam, war es dieses Mal Jonas, der an zwei Mädchen die Anweisung gab, sie dürften alles auf die Bühne werfen, solange es weich sei. Scheinbar hatten sie nur hartes Material dabei, denn während des Konzerts flog nichts. Dankenswerterweise standen hinter uns zwei nette Biochemie-Studentinnen, die uns jederzeit die Plätze freihielten, wann immer wir kurz wegmussten. Auf dem Rückweg stolperte ich dann im wahrsten Sinne des Wortes noch Robert in die Arme, von dem ich wusste, dass er auch dort sein würde, den ich aber während meiner gesamten Wartezeit nicht gesehen hatte. So war aber das Forum dann komplett und zusammen mit Caro und Micha verkürzte sich die Wartezeit auch auf gefühlte fünf Minuten. Tatsächlich dauerte es aber etwas länger, denn im Gegensatz zu Köln stand auf unseren Eintrittskarten nichts von pünktlich und deswegen dauerte es auch ein paar Minuten länger, bis es endlich losging.

Dafür ging es aber gleich gewaltig los. Anders kann man es nicht bezeichnen, wenn man auf einem JULI-Konzert Tex als Support erleben darf. Er schien auch überaus gut drauf zu sein und während er noch seine Setlist auf den Boden klebte, sah er mich in passendem T-Shirt, was er mit einem breiten Grinsen und – wie man neudeutsch sagen würde -*thumbsup* kommentierte. Er begrüßte München kurz mit „Die Findigen unter euch werden schon gemerkt haben, dass ich nicht JULI bin“ und dann ging es auch schon los. Leider schien das Publikum besonders in den hinteren Reihen nicht sehr angetan gewesen zu sein, denn der Geräuschpegel der Unterhaltungen übertönte selbst ganz vorne fast noch Tex. Wir ließen uns davon dennoch nicht beirren und haben selbst für die richtige Stimmung gesorgt, auch wenn ich die einzige gewesen zu sein schien, die mitsingen konnte. Als wir dann allerdings noch auf die Idee kamen, zu klatschen und uns zu bewegen, kam von schräg links hinter uns der eingangs erwähnte Satz. Für uns tat sich die Frage auf, wieso jemand, der etwas gegen Bewegung auf Konzerten hat, sich dann überhaupt nach soweit vorne stellt, aber wir werden es nie erfahren. Nach sieben Liedern war es dann aber leider auch schon wieder vorbei mit Tex – dem übrigens Simon die Gitarre geliehen hatte -, da halfen auch unsere „Zugabe“-Rufe nichts. Wenigstens die Setlist wollte ich noch haben, doch von den vorbeilaufenden Mitarbeitern war nichts zu bekommen, die wussten nicht mal, dass es sich dabei nicht um einen Zettel des Hauptacts handelte, sondern um einen des Supports, man ihn also ohne schlechtes Gewissen von der Bühne nehmen konnte. Ein Techniker war da dann schon etwas rabiater, nahm sie, knüllte sie zusammen und warf sie in den Bühnengraben. Dank einer netten Fotografin kam ich dann also doch in den Besitz von Tex‘ Setlist und war erstaunt, dass er sich selbst nicht ganz einig gewesen zu sein schien, was er spielen soll, da einige Titel durchgestrichen oder mit Sternchen versehen waren. Da hätte er die Klassiker „Cola“ oder „Brenn mit mir“ ruhig auch ins Programm aufnehmen können – aber man kann bekanntlich nicht alles haben.

Jetzt hieß es wieder eine halbe Stunde warten und dann wurde es endlich, nach zweieinhalb Jahren Wartezeit, wieder JULI – und es war, als wäre nie etwas gewesen. Vom ersten Ton an griff das altbekannte Fieber wieder um sich und schon bei „Immer wenn es dunkel wird“ sangen und sprangen wir um die Wette und auch wenn der entsprechende Song noch lange auf sich warten ließ, war es doch ein elektrisches Gefühl, welches sich breit machte. Unverständlicherweise war aber ab etwa der vierten Reihe nicht mehr sonderlich viel los im Publikum und selbst in den vordersten Reihen waren es eigentlich nur Caro, Micha, Robert, Chrissie und ich, die das Konzert durch Springen und Tanzen mit Leben füllten. Vielleicht lag es daran, dass die anderen eher stille Genießer sind, vielleicht auch daran, dass wir ja schließlich nicht auf einer Tanzveranstaltung waren. Apropos – seltsamerweise war ebendieser Typ irgendwann spurlos verschwunden. Aber ich muss sagen, dass ich noch nie auf einem Konzert so viel Platz hatte wie auf diesem. Das einzige Lied, wo wirklich alle wieder dabei waren, war „Perfekte Welle“; wenn auch die Hüpf-La-Ola davor mehr schlecht als recht funktioniert hat. Scheinbar ist es also immer noch der Klassiker, der am beliebtesten ist. Als Eva vor „Jessica“ fragte, ob jemand schon mal im Showgeschäft gearbeitet hätte, gab es tatsächlich jemanden, der sich „beherzt“ meldete – was von Eva mit „als Schlagzeuger bei den Flippers?“ kommentiert wurde. Bei „Wer von euch“ wurden, wie schon bei der letzten Tour, wieder große Ballons ins Publikum geworfen, und diesmal ist es mir doch tatsächlich gelungen, auch mal einen anzuschubsen. Kaputt wollten sie dann aber nicht so leicht gehen und es wurde sogar versucht, sich draufzusetzen, was allerdings nicht wirklich funktionierte. Den letzten auf der Bühne wollte dann unbedingt Jonas zerstören – und Simon und Eva ließen ihn gewähren. Vor „Du lügst so schön“ wurden wir aufgefordert, mit dem 2,10m großen Mann vor uns zu kuscheln. Uns wäre nur die 1,80m große Eva geblieben, aber aus unerfindlichen Gründen wurde daraus nichts… Außerdem scheinen besonders die Münchner Frauen (mich eingeschlossen) nicht mehr „auszugehen“, denn auf die Frage vor „Süchtig“, wer denn regelmäßig in die Disco ginge, meldeten sich nur Männer und auch das nur sehr vereinzelt. Mit „Paris“ gab es dann schließlich ein Lied über Berlin mit Eva in leichter Verkleidung und mit Glockenspiel. Auch der Text wurde leicht abgeändert, was allerdings keineswegs negativ ankam. Wie so oft verging die Zeit aber leider viel zu schnell und plötzlich waren 16 Songs gespielt. Aber selbstverständlich gab es noch eine Zugabe – wobei ich sagen muss, dass mir „Eisenherz“, mit Eva an rosa E-Gitarre, dann doch etwas zu laut und basslastig war.

Und dann war es vorbei. So schnell wie es gekommen war. Zu den Klängen von „Paris“ lichtete sich die Halle schlagartig und während wir noch zu „Suddenly I see“ ein wenig tanzten, wurde auch schon die Bühne wieder abgebaut. Robert verabschiedete sich auch sofort, während Chrissie und ich uns auf den Weg zum Merch-Stand machten – in freudiger Erinnerung an das letzte Konzert in der Muffathalle vor über fünfeinhalb Jahren, wo wir ebendort noch solange mit der Band zusammenstanden, bis wir rausgeschmissen wurden. Doch diesmal schienen wir Pech zu haben, denn auch als wir uns mit T-Shirts, Buttons und Plakaten eingedeckt hatten, war noch niemand der Fünf zu sehen. Als wir uns dann allerdings an der Bar noch ein Wasser gönnten, erblickte ich doch Marcel heimlich, still und leise nach vorne kommen. Auch wenn er sehr schnell ziemlich umringt wurde, konnten wir uns noch zu ihm durchschlagen und Autogramme und Fotos ergattern. Dabei wollte er auch noch meinen Edding gegen seinen tauschen, allerdings habe ich da nicht mitspielen wollen, weil mir meiner dann doch lieber war. Auf die Frage, ob die anderen noch rauskämen, konnte er uns zwar keine Antwort geben, aber Tex sei auf jeden Fall noch da. Also warteten wir noch ein Weilchen – und stellten fest, dass sich das Publikum in den letzten Jahren doch sehr gewandelt hatte. Waren es vor einigen Jahren noch hauptsächlich Leute mehr oder weniger in unserem Alter, war die Altersschere heute um einiges breiter und es waren Besucher da, bei denen man sich fragte, ob sie überhaupt schon geboren waren, als das erste Album erschien. Scheinbar kommt jetzt schon die zweite Generation Fans. Dafür wird die erste immer älter… Schließlich sahen wir dann tatsächlich noch Tex vor die Bühne kommen, der auf unser freundliches Winken auch direkt auf uns zusteuerte. Somit gab es auch mit ihm noch ein nettes Pläuschen, Fotos und Autogramme – und mal wieder stellten wir fest, dass ihn außer uns niemand zu kennen schien. Dafür erzählte er uns, dass es ihm wahnsinnig gut gefallen hat und er gerne noch öfter dabei wäre.
Als wir dann mal wieder von der Security der Halle verwiesen wurden, wollten wir uns eigentlich noch auf den Weg zum Tourbus machen. So weit kamen wir dann aber gar nicht mehr, denn am Hintereingang standen Simon und Jonas, zu denen wir uns dann auch gesellten. Außer uns waren nur noch sehr wenige andere da, so dass es eine recht gemütliche Runde war.

Jonas fragte gleich, ob er denn etwas für uns tun könne und verewigte sich anschließend auf Konzertkarten und Plakaten. Als ich ihn um ein Foto bat, gab er zu bedenken, dass er doch aber so schrecklich aussähe, woraufhin ich konterte, dass das gar nichts macht, weil ich sowieso scheiße aussähe nach diesem Konzert. Sein Kommentar darauf war „du siehst sogar sehr gut aus, wenn ich das mal so sagen darf“ – wäre er noch nüchtern gewesen, hätte ich es vielleicht sogar als Kompliment aufgefasst. Anschließend fragte er mich noch nach meiner Augenfarbe und wir stellten fest, dass wir beide unter dem Schicksal leiden, dass in unserem Personalausweis etwas falsches steht. Das Foto gab es aber natürlich doch noch. Da er dann nochmal nach drinnen musste um Bier-Nachschub für zwei scheinbar Bekannte zu holen, fragte er uns auch gleich, ob er uns was mitbringen solle – es gäbe alles. Frei nach dem Motto eines Tex-Songs bestellten wir für jeden von uns eine Cola und tatsächlich kam er kurze Zeit später damit wieder. In der Zwischenzeit hatte uns auch Simon entdeckt und gewunken und auch er fand Zeit, seinen Namen zu pinseln. Als ich erwähnte, dass ich in Stuttgart auch wieder dabei wäre, fragte er mich gleich, ob ich da denn extra hinfahren würde. Allerdings ist das inzwischen ja andersrum. Jetzt fahre ich extra nach München zu einem Konzert und nicht wie noch vor einigen Jahren nach Stuttgart. Dort kennt er allerdings nur den Killesberg – dass sie dort allerdings auch schon mal ein Konzert gespielt haben, daran konnte er sich nicht mehr so recht erinnern. Nachdem ich ihm ein bisschen auf die Sprünge geholfen hatte, wusste er dafür sogar die Vorband wieder. Im Gegensatz zu Jonas kam Simon dann auch noch nach unten für’s Foto und verschwand anschließend kurz, um sein Herz zu holen, das sein Konzertoutfit komplettierte. Da ich aber leider kein Plakat hatte, auf das er es hätte kleben können, bekam es diesmal Chrissie. Dafür versprach er mir, dass ich es dann in Stuttgart bekomme. Außerdem erzählte er uns, dass er sein Jogginoutfit am Samstag in Wien gekauft hätte. In der Zwischenzeit ließ sich auch Dedi noch kurz für ein Foto, eine Unterschrift und ein paar Worte blicken. Im Gegensatz zu Chrissie findet er übrigens nicht, dass sie rockiger geworden wären. Ich klärte derweil mit Jonas die Frage, wie das bei „Jessica“ nun eigentlich gemeint sei mit „Echt“ und „Ideal“. Zuerst musste ich ihm beipflichten, was für ein geiler Songschreiber er doch sei – wie gesagt, er war nicht mehr ganz alleine -, im Anschluss gab es aber doch noch Aufklärung, auch wenn wir uns statt „Adjektiv“ auf „Wiewort“ einigten.

Chrissie musste bald den Heimweg antreten und so blieb ich noch ein Weilchen alleine. Dafür hatte ich einen netten Gesprächspartner, der, wie er erzählte, sogar schon seit 14Uhr an der Halle stand. Damit hatte sich meine Frage vom Anfang, ob ich eigentlich bekloppt sei, auch erledigt. Auch ein bisschen Werbung für’s Forum war natürlich drin, aber irgendwann wurde es mir dann doch zu kalt und ich beschloss, auch langsam den Rückweg anzutreten. Allerdings nicht ohne die Gewissheit, dass dieses Konzert mit Abstand das genialste war, was ich jemals erlebt habe.

Nach einer recht kurzen Nacht und unendlichen Schmerzen in Beinen, Knien, Nacken und Armen, die mich am nächsten Morgen begrüßten, ging es dann auch schon sehr bald wieder in Richtung Stuttgart, wo schon bald das nächste Konzert auf mich wartet.

Zum Abschluss noch das Übliche:
DANKE!

– an Chrissie dass du endlich wieder da bist, für die Schokolade und dafür, dass ich nicht alleine war
– an Caro und Micha fürs Plätzefreihalten und die netten Gespräche
– an meinen Vater, dass es mein Bett noch gibt
– an die Deutsche Bahn, die ausnahmsweise mal pünktlich war
– an Tex für den besten Support der Welt
– an Marcel, der immer noch der selbe Quatschkopf ist wie früher
– an Dedi, der immer noch genauso schaut wie früher
– an Jonas für die Cola
– an Simon für das Herz
– an Eva für die gute Laune und dafür, dass du doch noch so bist wie früher
– an alle JULIs für dieses Konzert: Ihr seid unglaublich, ihr macht mich süchtig, alles was ich weiß ist, ihr macht mich glücklich!

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