Köln, Palladium

Bericht von Marc B. (gehörlos)
Konzert am 23. Januar 2007 in Köln (Palladium)
Veranstaltung: Ein neuer Tag - Frühjahrstour
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Warum JULI?
Erst einmal vorab was zu mir. Ich bin Marc, 24 Jahre alt und seit meiner Geburt gehörlos. Viele Fragen sich vielleicht, warum geht ein gehörloser zu einem Konzert, wenn er die Musik nicht wahrnehmen kann? Warum hat man Interesse, an eine bestimmte Musikgruppe. Ehrlich geschrieben, ich habe mir bisher nichts aus Musik gemacht.

Ich „lernte“ JULI durch den Videoclip „Perfekte Welle“ kennen. Vier Jungs und ein Mädchen, die am Strand einfach Spaß haben mit Zelten und Frisbee spielen. Zwischendurch konnte ich die Lippen der Sängerin lesen, und dennoch blieb mir der Text des Lieds verborgen. Da JULI wie eine Bombe einschlug, besorgte sich einer meiner hörenden Brüder die CD und entschied sich für die Limited Edition, der eine DVD beiliegt, sowie ein kleines Textbuch. Mein Bruder schaute sich die DVD an und da waren sie wieder. Die 5 jungen Leute aus dem Video. Ich leistete meinem Bruder Gesellschaft und schaute die DVD mit an (leider ohne Untertitel und schnelle Schnitte, so dass ein Lippenlesen schier unmöglich ist). Wenn jedoch einer der Band redete, war ich überrascht, wie klar das Mundbild ist. Besonders gut ließ sich Marcel und Eva lesen, wobei auch die anderen sehr gut lesbar sind. Ich erinnre mich gerade an Marcels Aussage, „dass man mal dringend klären müsste, was man da spielt“. Mein weiteres Interesse war geweckt und ich bat meinen Bruder, mir die fehlenden Fragmente zu dolmetschen, was dieser auch tat. In dem nächsten Kapitel der DVD war dann auch das Video „Perfekte Welle“ und „Geile Zeit“. Super! Da mein Bruder eher Interesse an der CD hatte, schenkte er mir die DVD, die ich mir immer wieder gerne ansah. Auf der Hülle gab es dann auch die Internetadresse und so konnte ich mich immer mehr über JULI informieren. Nach ein paar Auftritten im TV wurde es plötzlich still. Schade, dachte ich, wollte aber die Hoffnung nicht aufgeben und blieb am Ball. Viele andere und ich wurden dann nicht enttäuscht, als 2006 die neue Single raus kam und ein paar Wochen das Album.

Wieder war ich froh, zu sehen, dass es eine Limited Edition, wie der Vorgänger, mit DVD und Textbuch. Also merkte ich mir den Tag vor, ließ mein Studium für ein Tag ruhen und fuhr in die Stadt, um mir das Album zu kaufen. Diesmal die gleiche Geschichte, nur anders rum. Ich behielt die DVD und schenkte meinem Bruder die CD. Die DVD (für die, die sie leider nicht haben) hat echt einen hohen Spaßfaktor. Witziger denn je; Marcel und Simon toppen sich gegenseitig. Musste sehr viel lachen. Und… Haut wird auch noch gezeigt *Rotwerden*. Dem Album lagen auch die Tourdaten bei und ich entschied mich dann, einfach mal 2 Karten für das Kölner Konzert zu bestellen (leider nicht Düsseldorf, dabei haben wir eine so schicke LTU Arena). Ich war einfach neugierig, was ich fühlen würde, denn beim Abspielen der DVD´s , legte ich meine Hände auf die Box und nahm die Musik über die Finger und Handflächen war, bzw. den Bass und das Schlagzeug. Wie also wird es bei einem Konzert sein? Ich wollte natürlich Stilecht sein und suchte nach einem Fan Shirt. Schaute mich also im Netz um und wurde fündig bei Ebay, wunderte mich, dass die Shirts nicht im Shop von JULI zu kaufen sind. Ich nahm meinen Mut zusammen und erkundigte mich bei Simon per Mail, ob sie echt sind, oder es sich um ein Plagiat handelt. Mit einer Antwort hatte ich aber nicht wirklich gerechnet, doch schon ein paar Minuten später, bat Simon mich um den Link und er konnte dann schnell die Situation aufklären, dass es sich um ein Promo-Shirt handelt. Wir kamen in ein lockeres Gespräch und ich konnte mit Simon einen lockeren Kontakt aufbauen, wobei ich viele Fragen stellen konnte. Simon erklärte mir Vorbildlich die Musik der JULIS. Simon, noch mal Danke dafür. So gut gerüstet, freute ich mich immer mehr auf das bevorstehende Konzert. Und dann war es soweit! Dienstag, 23.01.2007. Schnell an den Schrank und das Shirt schon mal raus hohlen. Zum Nachmittag dann fertig machen und rein ins Auto mit meinem Bruder Benjamin und einen weiteren Freund auf die schlimmste Autobahn von Deutschland, nämlich auf die A3 von Düsseldorf nach Köln und zum Palladium.

Das Konzert
Um 17:15 Uhr waren wir dann am Palladium hatten Glück, einen Parkplatz zügig zu finden und dann anstellen. So sehr lang war die Schlange noch nicht, doch der Verkehr kam dann allmählich immer wieder zum Kollaps, da in der gegenüberliegenden Halle eine Karnevalveranstalltung stattfand. Um es mal mit Marcels Worten auszudrücken „nach gefühlten unzähligen Stunden“ in der Kälte, ging es dann ne Stunde später, unter Schubsen und Gedränge rein, um weitere 90 Minuten zu warten. Wenigstens gab es eine Bar in der Halle und so konnte man sich die Zeit mit Getränken verkürzen, während die Halle immer voller wurde, dabei aber immer den gesicherten Platz, nah an der Bühne und gut mittig emsig „verteidigen“. Die Lichter gingen dann um 20:00 Uhr aus und die Vorband machte eine wilde Rockshow. Während die Massen auf die Bühne schauten, ließ ich meinen Blick wandern und fand oben rechts erst Jonas, dann Dedi und später einen hektischen Marcel mit Jacke, Kappe und Tasche. Das sind sie also, zumindest ein teil der Gruppe. Nach der Vorband kamen die Umräumarbeiten, wobei man offensichtlich ein paar Schwierigkeiten mit dem Vorhang hatte… Wieder Lichter aus, die JULIS nahmen Ihre Positionen ein und los ging es. Mein Bruder gebärdete mir dann immer, welches Lied anspielte und sie starteten mit „Dieses Leben“. Was für ein Eindruck für mich. Ein Schall und Bass erfasste meinen gesamten Körper, der auch durch den Boden weiter geleitet wurde. Jeder einzelne Rezeptor und mir vorhandenen Sinne (außer dem Gehör), waren auf Empfang. Die Kraft, die von der Bühne ausging, ließ mein Herz oft schneller schlagen. Ich erinnerte mich, dass Simon mir mal erklärte, dass Gitarren sehr treibend seien; ich habe zwar keine Vergleichsmöglichkeiten, aber ich glaube, JULI sind treibend und nicht ein einzelnes Instrument. Kurz nach dem Beginn, hatte Marcel offensichtlich ein Problem, denn Techniker kamen immer wieder auf die Bühne, um was Schlagzeug zu machen, was aber der Stimmung nicht wirklich schadete. Nach der hälfte des Liedes und durch meinen Bruder angefeuert, hielt mich auch nichts mehr.

Ich fing selber an mitzuhüpfen, Klatschen. Um mich rum tanzende, singende, jubelnde Menschen. Und ich mittendrin. Während der Show immer wieder Überraschungen (die ich hier aber nicht verrate, um nicht die Vorfreude zu stehlen, dass wäre nämlich Unfair). Zwischendurch machte Eva einige Späße und lehrte uns allen einen neuen Tanz, der aber am Ende in einem lustigen Chaos endete, da einige Menschen wohl Schwierigkeiten mit Links und Rechts haben J Zwischendurch wurden dann auch die Lieder des ersten Albums eingespielt. Eingefleischten, hörenden Fans brauche ich nicht zu erklären, wie „Geile Zeit“, „Warum“ und ganz besonders „Perfekte Welle“ die Halle tobte… Das MUSS man einfach erlebt haben. Ich glaube es gibt einfach keine Worte dafür, dies zu Beschreiben. In der zweiten und dritten Zugabe, Jonas ganz leger mit Zigarette im Mundwinkel, Simon am Grinsen, Dedi setzte sich auf Marcels Podest, hielt Eva immer die Stellung vorne. Es war richtig schade, als um 22:30 Uhr der Zauber vorbei war, der mich gefangen hielt. Das Schubsen und Drängen ging wieder los und da wir weit vorne standen, kamen wir am Fanshop raus. Ich vollkommen fertig und nass geschwitzt grinste meine Bruder an und stoppte an dem Fanshop. Meine Ausbeute: Ein Schlüsselband, ein Poster, ein Kalender, ein T-Shirt und eine Tasche!

Beim passieren der Tür hatte und die Kälte wieder schnell im Griff, ein kurzer Stopp bei einem bekannten amerikanischen Fast Food Restaurant und wieder nach Düsseldorf. Das erlebte, Revue passieren lassen und beim Frühstück entschied mein Bruder und ich, dass wir uns noch mal Karten für das JULI-Konzert in Wuppertal bestellten :) Was ich gerade getan habe. JULIS, wir kommen noch mal!!!
Bis zum 24.02.2007.
Euer Marc

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