JULI-Forum: Das verflixte siebte Jahr

Wie ihr in der Ankündigung zur heutigen Wartung des JULI-Forums seht, tut sich gerade etwas am Forum. Es ist ein Schritt, der nicht leicht für mich war, ihn klar zu sehen – und eine Entscheidung, die mir sehr schwer fiel, sie zu fällen.

Ich liebe JULI. Die Musik, die Menschen dahinter, die Konzerte und so vieles drumherum. Seit ich Perfekte Welle im Radio hörte und 2004 auf das Stadtfest in Gießen ging, um JULI zum allerersten Mal live zu erleben, wollte ich dazu beitragen, dass die Menschen, die ähnlich wie ich (oder auch ganz anders) diese Musik mögen, zueinander finden und sich austauschen können. Da zum damaligen Zeitpunkt kein Forum existierte und die Kommunikation im Gästebuch auf juli.tv größere Gespräche mühsam erscheinen ließ, gründete ich das JULI-Forum, zusammen mit esistjuli.de und dem JULI-Wiki. Außerdem war es zum damaligen Zeitpunkt extrem schwer, irgendwelche Infos über die Suchmaschinen zu finden, die den Namen eines beliebten Monats trugen (das ist es heute noch, aber auf esistjuli.de findet man das meiste Wichtige, und das erscheint meist sehr weit oben unter den Treffern).

Das Forum wuchs und sammelte sich und ich steckte viel Zeit in Aufbau und Pflege der Technik, aber auch der Gemeinschaft und der Stimmung im Forum – es war mir zum Beispiel immer wichtig, keine Werbung zu schalten und damit zu nerven, aber gleichzeitig wollte ich auch nicht als Werbeplattform für Dahergelaufene dienen, die teils sehr plump, teils filigran ihre Produkte bewerben wollten. Es gab natürlich auch viele Trolle, die eine besondere Betreuung forderten und deren Mühe, sich extra auf den Weg ins Forum zu machen, um sich anzumelden und die Leute anzustacheln, ich mit der Mühe belohnen wollte, sie bis zur Tür zu begleiten. Natürlich gab es im Forum immer viele Meinungen, Pro und Contra, und alle vernünftig vorgetragenen Meinungen wurden toleriert. Auch wenn man annehmen mag, dass in einem JULI-Forum natürlicherweise die positiven Stimmen zu JULI überhand haben, findet man regelmäßig auch kritische Stimmen zu Themen und Entwicklungen, über die dann auch differenziert diskutiert wurde. Auch wenn ich nicht immer mit allen Teilnehmern einer Meinung war, war ich über diese Offenheit immer froh und stolz auf euch.

In all den Jahren habe ich fast jeden Tag sehr gerne sehr viel Zeit in und mit dem Forum verbracht. 2009 tat sich in meinem Leben eine Menge: Unser Sohn Luis kam zur Welt, mein Vater starb und ich übernahm die Geschäftsführung der Firma, in der ich arbeitete. Dadurch hat sich für mich auf einen Schlag sehr viel geändert. Mehr als es jeder der Bausteine alleine getan hätte, und mehr, als ich es jemals vorher geglaubt hätte. Und es tat sich ein Dilemma auf, das zu lösen mir zunächst unmöglich schien. Angefeuert durch die so wunderbare Platte IN LOVE habe ich versucht, alle Baustellen gleichzeitig zu bedienen: Familie, Firma und Forum. Meine drei F’s, wie ich gerade feststelle.

Das Problem, das ich zu lösen versuchte, war ein verzwicktes: Drei Herzensangelegenheiten galt es voll zu bedienen. Für alle drei schlägt mein Herz. Aber wenn die eine mir das Brot, das ich esse, zahlt und die andere mir in 20 Jahren vorhält, ich hätte nur vor dem Rechner gesessen, anstatt mal mit ihm zu spielen, war es nur folgerichtig (wenn auch schmerzhaft), das Forum hinten anzustellen.

Das merkte ich, das merkte man auch im Forum und das schwebte immer wie ein Damokles-Schwert über mir. Ich konnte mich zwar darauf verlassen, dass meine tollen Moderatoren mir den Rücken freihielten und sich wunderbar um das Forum kümmerten, aber den Anspruch, den ich selbst an mich stelle, wie ich das Forum betreuen und in- und auswendig kennen wollte, kann ich so nicht mehr erfüllen. Über die meiste Zeit des Forums hatte ich jeden einzelnen Beitrag gelesen oder zumindest überflogen und hätte nachts auf Anhieb sagen können, wer was zu welchem Thema geschrieben hatte.

Was blieben mir für Möglichkeiten? Es weiter “schlingern” lassen, bis ich wieder mehr Zeit hätte? Unwahrscheinlich, dass das in naher und mittlerer Zukunft einfach so passiert. Das Forum, das mir so wichtig ist, von der Band, die mir so wichtig ist, einfach schlingern lassen? Au weh. Es schließen? Obwohl hier sieben Jahre Leben, Herz, Arbeit und Schweiß drin stecken? Nicht nur mein, sondern auch von den vielen Helfern und den ganzen Forumsbesuchern. Ein schrecklicher Gedanke. Es abgeben? Jemandem, der es hoffentlich ähnlich schätzt und dem es ähnlich viel bedeutet, so dass ich weiß, dass es in meinem Sinne weitergeht? Auch kein schöner Gedanke, aber aus der gebotenen Auswahl zumindest der, den ich dann weitergedacht habe und ihn angehen wollte.

Was sich hier jetzt in einem Satz schreiben lässt, war allerdings ein für mich eher schmerzhafter Prozess, das zu denken mir überhaupt zu erlauben, geschweige denn die Entscheidung zu fällen. JULIs Reaktion auf meine Ankündigung, dass ich mich auf die Suche machen werde nach jemandem, der das Forum unter seine Fittiche nehmen will, bestätigte mich in dieser Entscheidung und zugleich ließ sie mich wieder daran zweifeln: Einerseits wusste ich, dass sie mich (teilweise selbst Eltern geworden) in dieser Entscheidung verstehen können und unterstützen, und es nicht als “hinschmeißen” oder “abwenden” auffassen – andererseits ließ mich diese herzliche Reaktion daran zweifeln, ob ich wirklich richtig entschieden habe, weil das sind doch meine JULIs, mein Forum.

Doch genau das ist ja der Punkt, der “Twist” an dieser Sache. WEIL es mir so wichtig ist, muss ich das jetzt machen.

Keine Angst – ich werde nicht weg sein. Ich habe dem neuen Betreiber schon zugesagt, weiter fleißig zu helfen, ich will sehr gerne wieder unbeschwert ins Forum kommen können, über Neuigkeiten lesen oder Berichten, mit euch einer Meinung sein oder diskutieren und vermuten, raten, grübeln… esistjuli.de werde ich weiter betreiben wollen und können. Die Seiten werden weiter ineinandergreifen und sich gegenseitig beflügeln.

Bleibt nur noch die Frage, wer das Forum weiterführen kann und will. Mein erster Gedanke war, rovo zu fragen, der bereits zum Moderatorenteam gehört und mir schon lange darüberhinaus sehr viel auf technischer Ebene hilft und unter anderem auch für das Redesign von esistjuli.de 2010 den großen Anteil beigetragen hat.

Rovo und ich haben in den letzten Wochen viel darüber gegrübelt und gesprochen und geschrieben und ich bin sehr froh, dass er sich dafür entschieden hat, das Forum zu übernehmen und es weiterzuführen. Unter diesem Stern stehen die jetzigen Umstellungen. Domain, Datenbank und Daten werden auf seinen Server umziehen. Hierbei bleibt zunächst bis auf ein paar hoffentlich kürzere Ausfälle für euch alles beim Alten. Robert wird als technisch Versierter sicher die eine oder andere Optimierung am Forum vornehmen, an die ich mich bisher nicht drangetraut habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auch andere Dinge einführt, gegen die ich mich mit Händen und Füßen gewehrt hätte. Ich will dem nicht vorgreifen und er hat da vollkommen freie Hand.

Aber genau das ist, was ich mir erhoffe und wünsche: Dass da jemand ist, der mit dem gleichen Elan und Herz, wie ich das vor 7 Jahren angefangen habe, Dinge gestaltet, ändert, anlegt, probiert, verwirft oder beibehält und dass das Forum, das mir so sehr viel bedeutet, für die Band, die mir so sehr viel bedeutet, weiterlebt und immer etwas Besonderes bleibt.

Denn das war es immer: etwas Besonderes. Bei allem Ärger, Stress, allen Kosten und aller Zeit, die das Ganze forderte, habe ich es immer gerne getan und blicke voller Freude auf diese letzten 7 Jahre zurück. Und voller Vorfreude auf die nächsten 7.

Wissend, dass es weitergeht.
Nicht wissend, WIE es weitergeht.
Aber sicher, dass da jemand sitzt, mit Herz, Hirn und Verstand, der ab nächster Woche das Forum betreut und führt.

Rovo, übernehmen Sie.

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