Konzert am 4. November 2004 in Kiel (Tucholsky 2)
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Die erste Vorband war schon vor 21:30 auf der Bühne, so dass diese weitestgehend an mir vorbei ging. Wer immer es war, es wurde recht straighter Punkrock geboten, wobei musikalisch für meinen Geschmack einfach zu viele bekannte Elemente zusammengeflickt wurden. Sei´s drum, umso mehr konnte mich „Tex“ (www.texorama.de) überzeugen, eine Band, bei der ich mich wieder einmal frage, warum ich die all die Jahre nicht gekannt habe. Musik zwar eingängig, aber trotzdem abwechslungsreich und anspruchsvoll, Texte gehören zum feinsten, was ich je in deutscher Sprache meinen Ohren gönnen durfte, Heinz Rudolf Kunze ist bei mir als einheimischer Songtexter No. 1 erst einmal abgemeldet ;)
Zum Wichtigsten: Juuuuuliiiii. Irgendwann nach 22 Uhr waren sie auf der Bühne, passend zur Jahreszeit mit dem Song „November“. Bei der Songzeile „Es ist Juli“ blendeten dann die Scheinwerfer aus der trüben Novemberstimmung auf und genau Eva an. Einfache, aber effektvolle Regie sozusagen. Die Stimmung war spätestens zu diesem Zeitpunkt hervorragend, der Funke sprang gleich über und Juli ließ den Club (überraschend gute und intime Location, das Tucholsky übrigens) in der Folgezeit auch nicht mehr Luft holen. Recht souverän wurde die aktuelle CD gespielt (was auch sonst?? ;) ), wobei der Sound noch wuchtiger und rockiger rüberkam als auf dem Album. Synthesizer durften gar nicht auf die Bühne, sodass einige Songs auch durchaus anders klangen als auf CD. Ich bin zwar ein Fan von Keyboard-Burgen, hab die Tasten aber in keinem Moment vermisst. Straighter Gitarrenrock „right in the face“ kommt eben doch ganz gut auf der Bühne.
Höhepunkte waren in meinen Augen (na klar) die „Perfekte Welle“, „Geile Zeit“ (wobei Kiel wohl nicht ganz an Fulda im Hochhüpfen herankam, was auch an der relativ niedrigen Decke gelegen haben mag ;) ) und „Sterne“. Ich persönlich fand auch „Wenn Du lachst“ als Zugabe toll, Eva nur begleitet von Gitarre. Der bisher unveröffentlichte Song „Boxer“ gehört auf jeden Fall in naher Zukunft als Zusatztrack (am besten live) auf irgendeine Maxi-CD. Als Zugaben (wohl anders als an anderen Orten) das soooo einfühlsame „Regen und Meer“ und noch irgendwas (vergessen ;) ) und eine ultra-lange ultragute und abgedrehte zweite Version von „Perfekte Welle“. Spätestens da stand niemand mehr, sondern der Saal war ein einziges „Auf und ab“. Mjammmi. Süße Geschichte von Eva am Rande erzählt: Ihre Nichte (glaub ich) fragt sie immer, wann sie denn aus den Gefängnis kam, weil sie in Perfekte Welle immer „Ich bin hier, ich bin frei“ singt :)
Alles in allem eines der Highlights des Jahres für mich (und ich habe dieses Jahr eine Menge Konzerte gesehen). Die Band ist sehr, sehr, sehr gut und Eva eine wirklich charmante Frontfrau. Überhaupt Eva: Nach dem Konzert konnte man sogar noch einen kleinen Plausch mit ihr führen, in der sie den netten und charmanten und besonders unaffektierten Eindruck mehr als bestätigte.
Das Kieler Publikum war auch toll, Juli ziehen erwartungsgemäß viele intelligente junge Menschen (Typ Deutsch-Leistungskurs ;) ) an. Keine Regel ohne Ausnahme: Bei jedem Konzert mit einer hübschen Frontfrau nerven mich tierisch die prolligen „Ausziehen“-Rufe von einigen alkoholisierten Vollidioten. Hey, guckt auch Britney Spears oder solche Poser an, Juli ist zu hoch für euch ;) Zum Glück ignorierte Eva so etwas einfach weitestgehend oder übergoss sie mit Evian, Stil verpflichtet eben.
Juli: Klasse, angucken, sonst habt ihr was verpasst!!!!