Konzert am 12. Oktober 2006 in Berlin (VIVA-Studios (Friedrichshain))
Veranstaltung: CD-Release-Konzert auf VIVA
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Der Tag vor der Veröffentlichung des zweiten Juli-Albums: Es ist der 12. Oktober 2006.
Es ist etwas kühl an den Studios an der Spree, und der Einlass verzögert sich. Eine Person, scheinbar ein Lehrer, ruft seine Schüler zu sich und stellt die allesentscheidende Frage: Wer ist schon 16? Die eine Hälfte solle sich nach links stellen, nämlich die 16-jährigen, die andere Hälfte nach rechts. Und diesen armen Schülern musste der Lehrer nun erklären, dass es aufgrund der Jugendschutzbestimmungen und der späten Uhrzeit nicht möglich ist, dass Jugendliche unter 16 Jahren Eintritt erhalten. Ziemlich geknickt mussten also ein Teil der Klasse den Heimweg antreten.
Als der Einlass dann endlich startete, erwartete einen eine eingängigere Prüfung als auf einem Flughafen. Sämtliche beweglichen Teile mussten abgelegt werden: Schlüssel, Mobiltelefone, Münzen, Portemonnaie, Taschen sowieso, Ausweise (?!?) und so weiter. Gnade gab es keine. Auch nicht bei der Dame, die Ihre Handtasche als „siebtes“ Organ anpries und keinesfalls abgeben wollte. Einen befreundeten Arzt konnte ich beim Aufzählen von Organen („oder organischen Systemen…“) bei ca. 20 stoppen, es schien nicht, als sei er schon fertig gewesen. Nun ja, diese Frau hatte also 6 Organe, plus ihre Tasche.
Drinnen wurden wir in die Geheimnisse des Fernsehens eingewiesen. Freundlich und ekstatisch solle man wirken, umfallen und ohnmächtig werden nur in den Werbepause, und da es keine Werbepause gäbe, sollen die Nachbarn bitte die Mundwinkel des Ohnmächtigen nach oben ziehen.
Klaas moderierte im Publikum stehend noch einen kleinen Zusammenschnitt „wer Juli überhaupt sind“ an, und ich hielt diese im-Publikum-stehenden Moderationen, bei denen die umstehenden Leute wild schrien und klatschten, als sei gerade eine unglaubliche Moderationsleistung abgelegt worden, diese lief allerdings noch, und war wirklich „unglaublich“, nämlich unglaublich normal, immer für gestellt und abgesprochen und die Nebendarsteller (Claqeure) für bezahlt. Und dies nun live gesehen zu haben ließ mich noch mehr am geistigen Zustand des druchschnittlichen Besuchers einer Jugend-Musik-Sendung zweifeln, denn mir schien es keine Anzeichen zu geben, dass diese Leute angestachelt oder instruiert wurden, sich so zu verhalten. Dieses Verhalten schien immanent, fast genetisch festgelegt.
Es wurden nun von der Produktionsleitung „noch 3 Minuten“ ausgerufen, was für unsere Julis bedeutete, auf die Bühne zu kommen. Bei „noch 2“ fiel einem Kameramann, genauer gesagt, einem Sicherheitsmann, der den Kameramann absicherte, auf, dass hinten am wunderschönen Backdrop der Julis ein blaues Band hing… das da nicht hängen sollte. Also stürmten 3 Personen hin, erkletterten Traversen und klebten dieses Störband schnell da hin, wo es der Fernsehzuschauer nicht sehen würde: Irgendwo oben fest.
Bei „noch 30 Sekunden“ war alles „sauber“ und die Bühne frei.
Das Konzert selbst ging für mich rasend schnell vorbei. Die neuen Lieder waren alle noch so „neu“ und „unbekannt“, es gab so viel zu beobachten und sehen, der Sound im Studio war prima, das Schlagzeug wuchtete Schallwellen durch den Raum, der Bass ließ Hemd und Hose vibrieren, die Gitarren wirbelten mir um die Ohren und Evas Stimme so glockenklar, stark, zart und frisch… es war herrlich. Ich war geflasht, heiß auf das neue Album und definitiv glücklich. Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich sagen ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Nach dem Konzert gab es einen improvisierten Verkaufsstand von Saturn im Ausgangsbereich, so dass alle Besucher die Chance erhielten, das Album sogar signiert zu erwerben, plus einem Poster und einem T-Shirt als kostenlose Dreingabe.