Köln, E-Werk

Bericht von Robert Vollmer
Konzert am 19. November 2010 in Köln (E-Werk)
Veranstaltung: Tour 2010
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Auf den Tag genau drei Jahre. So lange war das letzte Tourkonzert von Juli in Pforzheim her. Dazwischen noch ein einstündiger Auftritt bei der EM-Eröffnungsfeier 2008 in Innsbruck und ansonsten: Funkstille. Drei Jahre, in denen sich viel getan hat. Ich habe mein Studium abgeschlossen, Eva und Dedi sind Eltern geworden (also unabhängig von einander). Um so gespannter war ich, wie wohl dieses erste Konzert nach langer, langer Zeit sein würde.

Aber vor dem Konzert musste ich zuerst mal nach Köln kommen. Praktischerweise braucht der ICE von Karlsruhe nach Köln nur knapp 2 Stunden. Am Bahnhof habe ich mich dann mit Madeleine getroffen, damit wir uns vor dem Konzert nochmal stärken konnten. Nach der leckeren Pizza wünschte uns die Bedienung „einen schönen Abend“ und Madeleine versicherte ihr gleich, dass wir den auf jeden Fall haben werden. Ob sie gesehen hatte, dass wir beide schon unsere Fanclub-Shirts an hatten oder sie unser Treffen für ein Date gehalten hat, kann ich nicht beurteilen. ;)

Wir machten uns dann auf den Weg zum E-Werk – ein passender Ort für das „Elektrische Gefühl“. Um 19 Uhr sollte der Einlass sein, und dennoch waren um ca. 17:20 Uhr schon einige Fans dort – darunter auch Severa und Marleen aus dem Forum, zu denen wir uns setzten. Später kamen auch Florian mit Freundin und – endlich! – Chris hinzu. Letzterer war auch deshalb nicht ganz unwichtig für mich, weil er die Konzertkarte für mich gekauft hatte (danke nochmal!). Schließlich schummelte sich auch noch Kerstin an der mittlerweile ziemlich lang gewordenen Warteschlange vorbei zu uns. Beim Einlass hatten wir leider das Pech, dass „unsere“ Tür nicht direkt aufging und die Einlasskontrolle echt langsam war. So reichte es nur für die zweite bzw. dritte Reihe.

Dort angekommen mussten wir uns noch eine weitere Stunde vertreiben. Die ging aber auch dank diverser Handyspiele und Diskussionen über lilane Kleidung schnell vorbei. Dann kam die Vorband Neuser auf die Bühne. Ich hatte zuvor einen Song von ihnen gehört, den ich ok, aber nicht umwerfend fand. Und so lässt sich auch der Auftritt zusammenfassen. Abgesehen von der schlechten Abmischung – die es leider bei vielen Vorbands gibt – gab es nicht viel auszusetzen, aber trotzdem kam bei mir noch keine richtige Stimmung auf. Möglicherweise lag das aber auch an der Spannung auf den Hauptact des Abends.

Nach der Vorband und einer Umbaupause – in der im Gegensatz zur letzten Tour nicht die Beatles zu hören waren – ging es dann los. Endlich wieder Juli! Der Auftritt beim Streetgig in Erfurt, der live im Internet übertragen wurde, hatte schon etwas über die Songs verraten, so auch darüber, mit welchem Song sie beginnen: „Immer wenn es dunkel wird“. Es wurde dunkel, und uns wurde unaufhaltsam klar, dass das etwas Gutes wird. Nach und nach setzten die Instrumente ein, begleitet von tausenden kleinen Lämpchen an einer Leuchtwand im hinteren Bereich der Bühne. Dann begann Eva zu singen, als hätte es die lange Pause nie gegeben. Zunächst aus dem Hintergrund, doch dann betrat auch sie die Bühne. Es ist nicht so, dass ich keine anderen Konzerte besucht habe. Aber Juli-Konzerte haben irgendetwas besonders mitreißendes. Nach „Maschinen“ folgte „Geile Zeit“ und wir setzten zum Mithüpfen an, wie in den guten alten Zeiten. Es war aufgrund unseres fortgeschrittenen Alters oder der mangelnden Übung ein bisschen anstrengend, aber machte unheimlich viel Spaß. Die Band war sichtlich froh, dass das Publikum so gut mitsang und -sprang. Auch wenn das neue Album von vielen Seiten Lob bekommen hatte, kann man sich ja nie sicher sein, wie man nach so langer Zeit noch ankommt. Eva identifizierte drei Bereiche, in den das Publikum besonders intensiv mitmachte, und „natürlich“ gehörten auch wir dazu.

Mit „Du nimmst mir die Sicht“ folgte ein weiterer „alter“ Song und anschließend „Du lügst so schön“ vom neuen Album, den Eva damit einleitete, dass sie ja auch älter geworden sind und nun mehr auf kleine Schmeicheleien angewiesen sind. Aber keine Angst – die Julis sind in den letzten drei Jahren nicht um Jahrzehnte gealtert, da sind also keine Notlügen notwendig. „Zerrissen“ wurde in einer etwas leiseren Variante gespielt, „Regen und Meer“ dann wieder wie gewohnt. „Mit verbundenen Augen“ ist einer meiner Lieblingssongs auf „In Love“ (was allerdings für viele Songs gilt) und war auch live toll. Besonders gefreut habe ich mich über „Süchtig“, das nach „Am besten sein“ gespielt wurde. Der super Eindruck vom Album hat sich beim Konzert fortgesetzt. „Jessica“ hingegen fand ich „nur“ ok – nicht mehr und nicht weniger. Eva hatte zuvor gefragt, wer schonmal über eine Karriere im Showgeschäft nachgedacht hat und den drei Besuchern, die sich gemeldet haben, empfohlen, vorsichtig zu sein und nicht auf alle Ratschläge (z.B. dass man ein bisschen schick und andere Sachen braucht) zu hören.

Für den Titelsong des Albums, „Ich bin in Love (Paris)“ zogen sich Marcel und Dedi zurück, Simon griff zur Westerngitarre und Eva zum Glockenspiel. Zudem schien ihr kalt geworden zu sein, denn sie hatte sich Mütze und Handschuhe angezogen. Zu dritt spielten sie eine ruhigere, ganz ungewohnte Version des Song, die mir sehr gut gefallen hat, obwohl mir die Albumversion nicht ganz zugesagt hat. Für „Wer von euch“ gingen sie dann aber wieder zum gewohnten Erscheinungsbild über. Wobei – noch etwas ungewohnt war es, Simon am Keyboard und Dedi am Synthesizer zu sehen. Aber die beiden selbst wirkten sehr sicher dabei. Bei „Wer von euch“ denken Besucher der „Ein neuer Tag“-Tour an große Luftballons, die ins Publikum geworfen werden. Und da muss man sich auf der neuen Tour auch nicht umgewöhnen, denn die gibt es auch jetzt wieder. Ich fand es ein bisschen schade, dass sie sich in dieser Hinsicht nichts neues einfallen lassen haben, auch wenn die Ballons vom orangenen Licht schön angestrahlt wurden. Die perfekte Welle vor dem gleichnamigen Song – diesmal auch mit den Variationen „Hüpfwelle vorwärts und „Hückwelle rückwärts“ – gehört natürlich immer noch dazu, wie auch das Mitspringen während des Konzerts. Nun folgte „Ein neuer Tag“. Die Konfettikanonen an beiden Seiten der Bühne ließen vermuten, dass es auch hier den üblichen Konfettiregen geben würde – aber an der entsprechenden Stelle während des Songs passierte nichts. Mit „Dieses Leben“ verabschiedete sich die Band und wir drängelten eilig aus der Halle.

Natürlich nicht. Denn die Zugaberufe wurden erhört. Nun durfte auch Jonas das Instrument wechseln und den Beginn von „Elektrisches Gefühl“ einläuten eintrommeln. Die Version klang etwas anders als auf dem Album, aber wie ich finde nicht schlecht. „Wir beide“ ist weiterhin einer meiner Favoriten – und jetzt kamen auch die Konfettikanonen zum Einsatz. Allerdings versprühten sie diesmal lange, glänzende Streifen. Und so hatten wir unseren Spaß, indem wir uns passend zum laufenden Song mit den Bändern umschlungen haben oder sie als Haarschmuck nutzten. Den endgültigen Abschluss bildete „Eisenherz“, bei dem Eva nun selbst zur E-Gitarre griff. Diesen Song fand ich am Anfang nicht so gut, aber mittlerweile gefällt er mir besser, eigentlich richtig gut. Beim Schlussteil bebte dann die Halle vor lauter Bass – fühlt sich gut an, war aber in meinen Ohren deutlich zu laut.

Als dann klar war, dass das Konzert vorbei war, machten wir uns langsam auf den Weg zum Rollstuhlfahrerpodest, von dem aus Coco und Maija das Konzert verfolgt hatten. Wir formierten uns in der Nähe davon zu einem Gruppenfoto, da einige ihren Zug erreichen und daher schnell weg mussten. Wir trafen dann auch Mark, der erst später zum Konzert kommen konnte. Die verbleibende Gruppen hatte sich schon darauf eingestellt, nun noch mindestens eine halbe Stunde in der Kälte auszuharren, um vielleicht noch das ein oder andere Bandmitglied abzufangen. Daher waren wir etwas überrascht, als nach nur ein paar Minuten Marcel im Vorraum auftauchte. Nach und nach kamen auch fast alle anderen hinzu, bis auf Eva, die sich verständlicherweise bestimmt um ihre Tochter Yoko gekümmert hat. Simon begrüßte uns und unterhielt sich sehr entspannt mit uns. Als Wiederholungstäter hatte er uns gleich wiedererkannt. Ich war allerdings etwas überrascht, als er mich fragte, ob ich beim Friseur gewesen sei (was stimmte). So unterhielten wir uns eine ganze Weile mit ihm. Später baten wir dann zum großen Gruppenfoto mit den vier anwesenden Julis und dem noch verbliebenem Rest des Forums. Schließlich sammelten wir noch Autogramme auf unseren Eintrittskarten. Ich bekam von Simon die Widmung „the master of web“ – eine Anspielung auf mein Mitwirken am neuen Aussehen von esistjuli.de, für das er sich gleich zu Beginn bedankt hatte. Möglicherweise habe ich auch noch weitere Autogramme gesammelt, als mein Rücken als Unterlage für das Autographieren diverser T-Shirts herhalten musste. Schließlich wurden wir aus dem Vorraum geworfen und machten uns auf den Weg nach Hause.

Es war ein sehr, sehr schöner Abend, der mir vieles bestätigt hat: Dass die Julis immer noch eine tolle Band sind mit freundlichen, entspannten Bandmitgliedern, die mich auf ihren Konzerten mitreißen können wie keine andere Band. Dass dazu vor allem auch die Fans gehören, mit denen immer für gute Stimmung gesorgt ist. Und dass es kein Fehler war, auch ein Ticket für das Konzert in Stuttgart zu kaufen. Ich freu mich drauf. Danke an alle Beteiligten und bis in ein paar Tagen.

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